Krank beim kleinsten Schnüpfchen?
- Dr. Christina Fritz
- vor 5 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Warum Krankheit im Team kein Tabu sein darf – und was du als Führungskraft tun kannst
„Schon wieder krank.“
„Immer dieselben.“
„So richtig belastbar sind die heute auch nicht mehr…“
Vielleicht hast du solche Sätze schon gedacht – oder gehört. Gerade in Praxen, wo Personalmangel, hohe Taktung und emotionale Belastung aufeinandertreffen, wird jede Krankmeldung spürbar. Im Kalender. Im Team. Im Bauchgefühl.
Und doch bleibt das Thema oft unausgesprochen.Krankheit ist ein Tabu – und genau das ist das Problem.
Eiertanz statt Ehrlichkeit
In vielen Praxen passiert Folgendes: Ein Teammitglied ist häufig oder sehr kurzfristig krank – und alle merken es. Alle reden darüber. Aber niemand spricht es an.
👉 Es wird „drübergeschwiegen“, um niemandem zu nahe zu treten.
👉 Gleichzeitig entsteht hintenrum Frust, Misstrauen, Getuschel.
Das belastet das ganze Teamklima – mehr als die Fehlzeit selbst.
Und deshalb braucht es eine Führungskraft, die den Mut hat, Klartext zu sprechen – ohne zu verurteilen.
Krankheit darf sein – aber auch Thema werden
Natürlich: Menschen dürfen krank sein. Und natürlich gibt es Zeiten, in denen jemand besonders anfällig oder psychisch stark belastet ist.
Aber: Wenn Krankheit zur Regel wird oder das Team spaltet, muss gesprochen werden.
Nicht im Sinne von Kontrolle oder Druck –sondern im Sinne von Beziehung, Verantwortung und Haltung.
Ein Gespräch könnte so beginnen:
„Mir fällt auf, dass du in letzter Zeit häufiger ausgefallen bist – wie geht es dir?“
„Ich merke, dass das Team zunehmend belastet ist. Ich würde gern offen mit dir schauen, wie wir gemeinsam gut damit umgehen.“
„Ich sehe dich – und ich sehe, wie es sich auf die anderen auswirkt. Lass uns reden.“
Belastbarkeit ist nicht (mehr) selbstverständlich – und das darf Thema sein
Viele Führungskräfte erleben heute eine Veränderung: Früher haben sich manche richtig krank zur Arbeit geschleppt, heute leiden sie teilweise unter „Haarspitzenweh“ – heute melden sich manche beim allerersten Unwohlsein krank. Dazu kommen wachsende psychische Belastungen – oft still, manchmal unterschätzt.
Und dazwischen sitzt du als Führungskraft: Verantwortlich fürs Team, für den Ablauf – und für die Menschen.
Es ist okay, das schwierig zu finden.Aber es ist nicht okay, es totzuschweigen.
Führungsverantwortung heißt: Klar, menschlich, ansprechbar
Du darfst ansprechen, was dich beschäftigt. Du darfst Rückmeldung geben, wenn häufige Ausfälle zur Belastung werden. Und du darfst auch Grenzen setzen – auf respektvolle Weise.
Führung bedeutet nicht, alles still zu ertragen.Sondern: Mutig und empathisch dort hinschauen, wo es allen schwerfällt.
Fazit: Krankheit ist menschlich – Schweigen ist keine Lösung
Die häufige oder frühe Krankmeldung einzelner Teammitglieder ist kein Zeichen für ein fehlendes Pflichtgefühl – und nicht automatisch ein „Alarmsignal“. Aber sie ist ein Thema. Und als solches darf (und muss!) sie angesprochen werden.
Nicht zum Bloßstellen. Sondern zum Verstehen. Nicht um Schuld zuzuweisen – sondern um gemeinsam Lösungen zu finden.
Denn am Ende wollen wir doch alle dasselbe: Ein Team, das gesund arbeiten kann – im Kopf, im Körper und im Miteinander. Hör dir hierzu auch gerne die folgende Folge meines Podcasts an: https://www.christina-fritz.de/podcast/episode/b8b0400f/044-or-krankmeldung-beim-kleinsten-schnupfchen