Der Fisch stinkt (nicht immer nur) vom Kopf
- Dr. Christina Fritz
- 8. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Warum gute Zusammenarbeit mehr ist als Chefsache
„Der Fisch stinkt vom Kopf“ – das hat wahrscheinlich jede Führungskraft schon mal gehört. Meistens dann, wenn im Team Unzufriedenheit herrscht. Wenn etwas nicht läuft. Wenn Stimmung kippt. Und klar: die Führung trägt immer Verantwortung. Aber ist wirklich immer der Kopf schuld, wenn der Fisch stinkt?
Ich sage: Nein. Nicht immer. Und schon gar nicht automatisch.
Was bedeutet der Spruch eigentlich?
Ursprünglich stammt er aus dem Volksmund – und ja, in der Natur fängt ein toter Fisch tatsächlich am Kopf zu riechen an. Aber: Wir sind hier nicht im Wasser, sondern im Praxisalltag. Und in Teams, in denen Menschen zusammenarbeiten, gibt es häufig mehr als einen Kopf, mehr als eine Richtung, mehr als eine Wahrheit.
Führung ist wichtig – aber nicht alles
Natürlich: Als Praxisinhaber:in oder leitende Person prägst du dein Team. Du gibst Richtung, Haltung und Tempo vor. Aber: Auch das beste Führungsverhalten verpufft, wenn das Team nicht mitzieht.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder:
„In dem einen Team performt der Chef super – und trotzdem sind die Mitarbeitenden unzufrieden.“ „In einem anderen Fall liefert das Team permanent – aber der Chef performt nicht.“
Zusammenarbeit ist keine Einbahnstraße. Führung wirkt nur dann, wenn auch das Gegenüber in Resonanz geht.
Wer ist denn jetzt eigentlich „der Kopf“?
Eine spannende Frage – denn manchmal ist die "formale Führung" gar nicht die wirklich leitende Person im Team. Manchmal gibt es starke Persönlichkeiten, informelle Meinungsführer:innen oder alteingesessene Kräfte, die das Klima stark beeinflussen – im Guten wie im Schwierigen.
Manchmal gibt es auch mehr als nur eine einzelne Führungskraft: ein Leitungsteam, das aus mehreren Personen besteht. Oder auch eine mittlere Führungsebene aus Teamleitern oder einer Praxismanagerin.
Zum Beispiel die überforderte Praxismanagerin, die versucht, es allen recht zu machen, aber Konflikten aus dem Weg geht – und dadurch die Spannungen im Team noch verstärkt. Ihre Unsicherheit überträgt sich, ihr Verhalten wird als ungerecht empfunden – und plötzlich heißt es im Flurfunk: „Die Chefs sehen gar nicht, was hier wirklich los ist.“
Oder ein Inhaber, der sich aus der Verantwortung zieht, Entscheidungen meidet oder alles an andere delegiert.Das Team spürt die Lücke – aber niemand fühlt sich wirklich zuständig.Die Folge? Stillstand, Frust und viele kleine, unausgesprochene Enttäuschungen.
Auch in einem Führungsteam, das sich in grundlegenden Fragen uneinig ist, entstehen schnell Risse im Miteinander:Wenn eine Chefin klare Ansagen macht, aber ihr Kollege später alles wieder aufweicht – dann wird nicht nur die Botschaft unklar, sondern auch die Führung an sich unglaubwürdig.
Und manchmal entsteht Unruhe auch im mittleren Feld – bei langjährigen Mitarbeiter:innen, die viel Einfluss haben, sich aber innerlich längst verabschiedet haben. Auch sie können die Dynamik im Team maßgeblich prägen. In solchen Fällen ist es gar nicht mal so einfach immer zu erkennen, wo der stinkende Fischkopf denn nun herkommt.
„Der Fisch stinkt vom Kopf“ – aber wer genau ist dieser Kopf eigentlich?"
Was ein Team wirklich weiterbringt
Erfolgreiche Praxisteams zeichnen sich nicht durch Schuldzuweisungen aus, sondern durch gemeinsame Verantwortung. Es braucht:
Führung, die klar ist – aber nicht kontrollierend
Mitarbeitende, die Verantwortung übernehmen – nicht nur Forderungen stellen
gute und klare Strukturen, aus denen die definierten Rollen hervorgehen (die dann auch idealerweise gelebt und ausgefüllt werden)
eine gute Kommunikation untereinander
Denn am Ende wollen in der Regel doch alle dasselbe: Dass es läuft. Dass es rund läuft. Dass wir eine gute Zeit miteinander haben.
Fazit: Der Fisch muss idealerweise gar nicht stinken – wenn alle mitdenken
Klar – Führung hat Gewicht. Aber Führung allein macht noch kein gutes Team. Es braucht Dialog, Beteiligung und ein gemeinsames Verständnis davon, was Zusammenarbeit bedeutet.
Es macht also nur bedingt Sinn, allein auf „den Kopf“ zu schauen und darauf zu schimpfen – sinnvoller ist es, im Team Verantwortung zu teilen und klare Rollen zu leben. Dann muss der Fisch gar nicht erst anfangen zu riechen. Höre dir zu diesem Thema auch gerne Podcast-Folge Nummer #031 an: Der Fisch stinkt (nicht immer nur) vom Kopf.
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